Liebe LeserInnen,
Langsam neigt sich auch meine Zeit als MaZ dem Ende entgegen und würde an dieser Stelle Ihnen einige Gedanken über das "Missionar-sein" mitteilen.
Dass Gott uns
liebt und uns in seiner Gnade hält ist nicht zu bezweifeln und soll hier auch
nicht behandelt werden, denn allein unser Dasein dies bestätigt, da Gott in
seiner Dreifaltigkeit die vollkommene sich mitteilende Liebe ist. Wer diesem
Geheimnis glaubt und es in seinem Herzen trägt, kann nicht schweigen und kann demzufolge nicht passiv bleiben, denn die Liebe Gottes drängt ihn, diese den Menschen bekannt zu machen.
Wer die Flamme der Liebe Gottes in seinem Herzen spürt, muss hinaus gehen, mit
dem Nächsten in Kontakt kommen und mit ihm seine Herzensfreude mitteilen, damit
„seine Freude vollkommen sei“. Ja, weithinaus ziehen in die weite Welt,
politische und innere Grenzen überschreitend, neue sprachliche Erkenntnisse
erwerbend und sich fremden Kulturen eignend. „Geht hinaus in die ganze Welt und
bezeugt meine Liebe zu den Menschen, mit-lebend,
mit-betend und mit-arbeitend!“ würde uns Christus heute sagen und somit das
aktuelle Missionar-Verständnis definieren, denn Missionar-sein heißt nicht, dem Anderen etwas vorzubeten, eine subjektive Lebensart vorzutragen oder ihm sein Einkommen vorarbeiten, was eine allzu lange Zeit
getan wurde. Die Liebe Gottes wird mitgeteilt
und nicht verteilt!
Der Sohn Gottes kam nicht in die Welt um
uns ein Päckchen voller Liebe zu schenken, so wie ein Schachtel süßen Pralinen,
sondern die Liebe mit uns zu leben und sich in diese und für diese ans Kreuz
nageln lassen. Und dies ist ein wichtiges Punkt, denn auch ein christlicher
Volontäre (der heutige Missionar) wird nicht überall mit offenen Armen und
Liebe empfangen werden, sondern vielmehr er wird mit Eifersucht, Neid,
Menschenhass, Ungerechtigkeit und Schweigen zu kämpfen haben und dies durch
Liebe ersetzen müssen, denn da wo die Liebe ja schon präsent ist, muss diese
nicht mehr hingebracht bzw. bezeugt werden (wird einfach gelebt). Und die
Freude wird zweifelsohne Vollkommen sein, denn es gibt nichts Schöneres in dieser
Welt als ein trauriges und missbrauchtes Gesicht der sich in einem strahlenden
Lächeln verwandelt. Es gibt nichts Größeres als der Moment, in dem der
Menschenhass zu Menschenliebe (in der Erkenntnis Gottes) wird. Und zweifelsohne
nichts Bewegendes als die Ungerechtigkeit die sich zu einer liebevollen
Umarmung wendet. Dies kann man erleben, nur wenn man mit den Menschen mitlebt,
mitarbeitet und mitbetet, denn nur so kann die Liebe Gottes bezeugt werden.
Als MaZ konnte ich diese Freude spüren,
durch die Jugendpastoral die ich in der Pfarrei leiste aber auch durch die
Kontakte und Begegnungen, die ich außerhalb der Pfarreigrenzen mache und pflege.
Dies war für mich auch sehr wichtig, denn nur so wurde ich von immer
wiederkehrenden Depressionen angesichts meine Machtlosigkeit in verschieden
Situationen gerettet und geheilt worden. Es kommt immer wieder vor, dass das
eigene Ego ans Kreuz genagelt wird und zugeben muss, dass Gott derjenige ist,
der das ganze bewirkt und die einzige Quelle der Liebe darstellt.
Die Liebe Gottes zu bezeugen, muss aus
dieser heraus gemacht werden und immer wieder dieser Tatsache ins Bewusstsein
gerufen werden, denn sonst kann die Gefahr auftreten, dass der Zeuge seiner
Mission scheitert und die eigene Vorstellungen und Belehrungen bezeugen wird –
sein eigenes Ego dem Nächsten einprägen möchten wird. Nur so wird der
christliche Volontär wahrhaftig die Liebe Gottes bezeugen und mit dem Nächsten
mitteilen, und so zu der vollkommenen Freude erlangen und sie erleben schon hier
in dieser unvollkommenen Welt.
Die Liebe Christi drängt uns, diese den
Menschen bekannt zu machen und nur dann werden wir Freude erlangen, wenn wir
diesem Geist nachgehen werden, denn ER will es, dass wir zu der vollkommenen
Freude erlangen, dass wir in die göttliche vollkommene Liebe hineintauchen.
Mit freundlichen Grüßen,
Janko Brstiak