Freitag, 24. August 2012

Die Liebe Christi drängt uns, DIESE den Menschen bekannt zu machen



Liebe LeserInnen,

Langsam neigt sich auch meine Zeit als MaZ dem Ende entgegen und würde an dieser Stelle Ihnen einige Gedanken über das "Missionar-sein" mitteilen. 





 Dass Gott uns liebt und uns in seiner Gnade hält ist nicht zu bezweifeln und soll hier auch nicht behandelt werden, denn allein unser Dasein dies bestätigt, da Gott in seiner Dreifaltigkeit die vollkommene sich mitteilende Liebe ist. Wer diesem Geheimnis glaubt und es in seinem Herzen trägt, kann nicht schweigen und kann demzufolge nicht passiv bleiben, denn die Liebe Gottes drängt ihn, diese den Menschen bekannt zu machen. Wer die Flamme der Liebe Gottes in seinem Herzen spürt, muss hinaus gehen, mit dem Nächsten in Kontakt kommen und mit ihm seine Herzensfreude mitteilen, damit „seine Freude vollkommen sei“. Ja, weithinaus ziehen in die weite Welt, politische und innere Grenzen überschreitend, neue sprachliche Erkenntnisse erwerbend und sich fremden Kulturen eignend. „Geht hinaus in die ganze Welt und bezeugt meine Liebe zu den Menschen, mit-lebend, mit-betend und mit-arbeitend!“ würde uns Christus heute sagen und somit das aktuelle Missionar-Verständnis definieren, denn Missionar-sein heißt nicht, dem Anderen etwas vorzubeten, eine subjektive Lebensart vorzutragen oder ihm sein Einkommen vorarbeiten, was eine allzu lange Zeit getan wurde. Die Liebe Gottes wird mitgeteilt und nicht verteilt!
Der Sohn Gottes kam nicht in die Welt um uns ein Päckchen voller Liebe zu schenken, so wie ein Schachtel süßen Pralinen, sondern die Liebe mit uns zu leben und sich in diese und für diese ans Kreuz nageln lassen. Und dies ist ein wichtiges Punkt, denn auch ein christlicher Volontäre (der heutige Missionar) wird nicht überall mit offenen Armen und Liebe empfangen werden, sondern vielmehr er wird mit Eifersucht, Neid, Menschenhass, Ungerechtigkeit und Schweigen zu kämpfen haben und dies durch Liebe ersetzen müssen, denn da wo die Liebe ja schon präsent ist, muss diese nicht mehr hingebracht bzw. bezeugt werden (wird einfach gelebt). Und die Freude wird zweifelsohne Vollkommen sein, denn es gibt nichts Schöneres in dieser Welt als ein trauriges und missbrauchtes Gesicht der sich in einem strahlenden Lächeln verwandelt. Es gibt nichts Größeres als der Moment, in dem der Menschenhass zu Menschenliebe (in der Erkenntnis Gottes) wird. Und zweifelsohne nichts Bewegendes als die Ungerechtigkeit die sich zu einer liebevollen Umarmung wendet. Dies kann man erleben, nur wenn man mit den Menschen mitlebt, mitarbeitet und mitbetet, denn nur so kann die Liebe Gottes bezeugt werden.
Als MaZ konnte ich diese Freude spüren, durch die Jugendpastoral die ich in der Pfarrei leiste aber auch durch die Kontakte und Begegnungen, die ich außerhalb der Pfarreigrenzen mache und pflege. Dies war für mich auch sehr wichtig, denn nur so wurde ich von immer wiederkehrenden Depressionen angesichts meine Machtlosigkeit in verschieden Situationen gerettet und geheilt worden. Es kommt immer wieder vor, dass das eigene Ego ans Kreuz genagelt wird und zugeben muss, dass Gott derjenige ist, der das ganze bewirkt und die einzige Quelle der Liebe darstellt.
Die Liebe Gottes zu bezeugen, muss aus dieser heraus gemacht werden und immer wieder dieser Tatsache ins Bewusstsein gerufen werden, denn sonst kann die Gefahr auftreten, dass der Zeuge seiner Mission scheitert und die eigene Vorstellungen und Belehrungen bezeugen wird – sein eigenes Ego dem Nächsten einprägen möchten wird. Nur so wird der christliche Volontär wahrhaftig die Liebe Gottes bezeugen und mit dem Nächsten mitteilen, und so zu der vollkommenen Freude erlangen und sie erleben schon hier in dieser unvollkommenen Welt.
Die Liebe Christi drängt uns, diese den Menschen bekannt zu machen und nur dann werden wir Freude erlangen, wenn wir diesem Geist nachgehen werden, denn ER will es, dass wir zu der vollkommenen Freude erlangen, dass wir in die göttliche vollkommene Liebe hineintauchen.  

Mit freundlichen Grüßen,
Janko Brstiak

Mittwoch, 11. April 2012


… und Er ist auferstanden! Halleluja!

Liebe MitleserInnen,

ich dachte, dass es schön wäre, von mir mal wieder ein Zeichen zu geben, dass es mir gut geht und dass ich an meine Freunde und Bekannte immer noch denke (die Tatsache ist, dass ich weder oft online bin noch täglich an meinem Computer sitze). Es sind schon fast 2 Monaten vergangen, seitdem ich meinen letzten Bericht gepostet habe und kann wieder mal etwas erzählen… Seltsam, denn ich konnte eigentlich jeden Tag was über das Leben in Bolivien erzählen, über die Menschen in ihrem Alltag, über ihren Sorgen und Freuden, deren Sitten und derer Weltanschauung. Dies wären dann Gesprächsthemen bei einem Gläschen Wein!  ;-)

Meine Jugendgruppe …


Seit dem 1. Februar bin ich auch für die Jugendgruppe des Pfarrzentrums verantwortlich geworden, was ein sehr Mühsames „Job“ ist, da die Jugendlichen das Zugehören zu einer Gruppe nicht so ernstnehmen und manchmal man sich auf denen nicht verlassen kann. Es kommt nur sehr selten vor, dass wir als Gruppe eine bestimmte Thematik bearbeiten oder besprechen können, da sie sehr unpünktlich sind oder zum Treffen nicht mal erscheinen (man muss unheimlich viel Geduld haben und nie müde werden sie zu motivieren!). Deswegen besteht mein Hauptaufgabefeld meistens nur aus Einzelgespräche (Begleitung deren Alltags) und spontane kleine Projekte, wie z.B. „Empanadas“-backen, damit die Gruppe über ein Kapital verfügt, das uns für Ausflüge usw. zur Verfügung stehen kann. Es kommt sehr oft vor, dass ich aus diesem Grund von Samstag auf Sonntag nur 4 Stunden schlaffen kann – ich verlasse das Pfarrzentrum gegen 1:00 – 1:30 Uhr und komme um 6:00 Uhr wieder zurück. Es ist anstrengend aber es macht mir viel Spaß, mit den Jugendlichen zu arbeiten; würde mir halt wünschen, dass sie organisierter wären (der Grund warum die es halt nicht sind hat sehr tiefe und manchmal traurige Vorgeschichten).  
  
Die Ministrantengruppe …

Die „Versorgung“ jeder Kommunität unserer Pfarrei mit Ministranten war mein ursprüngliches Aufgabegebet. Ich habe mit der Pfarrkirche angefangen und wollte dann in den Filialen weitermachen. Dabei kamen die „catequistas“ der jeweiligen Filialen mit der Bitte, diese Aufgabe denen zu überlassen, was ich auch akzeptiert und denen meine Hilfe angeboten habe. Leider hat sich in der letzten 3 Monaten in den Filialen nichts geändert in dieser Richtung (im Vergleich zum Pfarrzentrum wo wir zurzeit 8 Minis haben und 3 neue Anmeldungen – ein Lob dem Herrn, der den Geist der Kinder/Jugendlichen bewegt), was mich zu der Entscheidung gebracht hat, die Vorbereitung der Ministranten in Filialen jetzt doch selbst zu übernehmen. Am kommenden Samstag habe ich ein Treffen in einer Filialkirche mit Interessenten angekündigt und bin gespannt, wie sie darauf reagieren werden – ob die sie sich dafür so begeistern werden wie sie es angekündigt haben. 

Zukunftsprojekte …

Dafür dass meine zwei Projekte (Jugendgruppe und die Minis) sich hauptsächlich auf die zwei Wochenendtage beziehen (wann wir uns alle treffen können), bin gerade dabei in der Woche (dienstags) einen Filmabend um ein Thema zu organisieren und den Bibelkreis neu zu beleben (donnerstags).




Kar- und Ostertage in der Pfarrei „San Juan Diego“ … 

Mit der Fastenzeit war die gleiche Geschichte für mich wie mit der Adventszeit: sind beide an mir vorbeigegangen, ohne dass ich diese Zeit als solche wahrnehmen und für Besinnung nutzen könnte. Das was mich immer daran erinnert hat, das es Fastenzeit war, war die Kreuzweg-Prozession durch den „barrio“ jeden Freitag um 20:00 Uhr, sonst verlief alles seinem alltäglichen Rhythmus. Ich fand es sehr traurig, dass die Menschen hier das Gespür für diese Zeit nicht haben. Auch bei den Prozessionen konnte ich keine Ernstnahme, dessen was gebet wurde, festlegen. Deswegen habe ich immer versucht, den Menschen der Sinn der Sache zu klären; hoffe nur, dass sie davon zumindest ein Bisschen mit ins Herz nahmen und versucht haben, dementsprechend zu leben.
Damit die Gläubigen der Pfarrkirche in der Heiligen Woche vorbereitet hineingehen, habe ich an dem Freitag vor dem Palmsonntag nach dem

Kreuzweg eine „Noche de oracion“ veranstaltet. In einer dreistündigen Anbetung haben wir über die Liebe Gottes und das Geschehen Christi meditiert und gesungen. In der Heiligen Woche selbst, bin dann durch die Filialen gereist und habe den Film „Passion Christi“ gezeigt und darüber mit den Gläubigen geredet. Am Karfreitag (morgen um 6:00 Uhr) haben wir eine Kreuzweg-Prozession mit einem Theaterspiel veranstaltet und sind durch alle Filialen gelaufen. Die Aktivitäten endeten dann nachmittags mit der Kreuzverehrung.  Es war beeindruckend.
Was mich besonders überrascht hat, war die „Vigilia pascualis“ in der Nacht vom Karsamstag auf Ostersonntag, die gleich nach der „Licht-Messe“ stattgefunden hat. Dabei war die Thematik dieser Vigilia nicht die davor gefeierte Auferstehung Christi, sondern die Erwartung dass Er am Sonntag aufersteht. Deswegen war ich auch etwas enttäuscht als ich einige „catequistas“ mit „Feliz Pascua“ begrüßt habe und sie mir beantworteten, dass Jesus erst am Sonntag morgen auferstehen wird!!! Es war trotzdem schön und lebensfroh! Ich habe dann die ganze Nacht die Gemeinden besucht und mit ihnen die Vigilia gefeiert. Kam erst heim als ich eigentlich aufstehen sollte und mit p. Bernardo zur Messe fahren sollte (was ich auch gemacht habe). Am Ostersonntag haben wir nachmittags noch nachträglich meinen Geburtstag mit den „catequistas“ gefeiert und es gab viel Kuchen und Süßigkeiten. :D Ich muss jetzt nur noch einen Tag finden, an dem ich erst ausschlafen werde… Leider wird dies erst nächste Woche geschehen (hoffentlich).

… und hier würde ich jetzt meinen Bericht beenden und Euch allen (liebe Freunde, Bekannte und alle die mich in irgendeine Weise unterstützen) gesegnete Ostertage und viel Gnade durch die Auferstehung Christi!!!

Ganz liebe Grüße aus Santa Cruz de la Sierra,
Janko

P.S.: ich bin die „Todes-Straße“ mit dem Fahrrad runtergefahren!!! Und hab´s überlebt!!!


Montag, 13. Februar 2012

„Da sagte der Herr: Wo ist dein Bruder Abel? Er antwortete: Ich weiß es nicht. Bin ich denn der Hüter meines Bruders?“

Mein erstes Projekt begann mit diesem Dialog aus dem Buch Genesis 4, als ich das Heim „Teresa de los Andes“ in Cotoca (eine kleine Stadt 20 Km von Santa Cruz entfernt) besuchte. Nach diesem Besuch (1. Januar) überlegte ich ein Projekt zu starten, wodurch Jungendliche aus der Pfarrei als Freiwillige mit geistig- und körperlichbehinderten Kindern bzw. Jugendlichen in diesem Heim arbeiten sollen. Dabei wollte ich gleichzeitig eine finanzielle Hilfe für das Heim organisieren. Leider musste ich eine Weile warten, bis die „Festtagen“ vorbei waren und mir die Leitung der Jugendgruppe aus meiner Pfarrei übergeben wurde. So haben wir (meine Gruppe und die Gruppe aus einer Filial-Kapelle, die ich „mitbetreue“) vor etwa 3 Wochen angefangen an dem Projekt zu arbeiten. Wir haben angefangen Plakaten und aus verschiedenen Behältern kleine Almosen-Kästchen herzustellen. Eins mit diesen bewaffnet, sind wir jeden Tag durch unseren Viertel gelaufen und haben in jedem „Haus“ (manchmal sind es nur einfache Blechbuden) nach einem Boliviano oder einem Kleidungstück gefragt. Ich muss zugeben, dass es mir öfters schwer fiel, bei Familien, die nichts hatten, um Almosen zu betteln. Dabei waren diese Familien, die uns mit einem fröhlichen Herz empfingen und uns sogar ihren letzten 50 Centauos gaben. Auf die andere Seite müssten wir es erleben, wie uns relativ wohlhabende Familien (die eine sehr kleine Minderheit bilden) abgewiesen uns schimpfend „weggejagt“ haben. Ja, Erfahrungen die uns in dem Alltag jedes Bettlers versetzt haben und uns ein Gespür dafür gaben, was es heißt, wenn dein Bruder nicht mal die Bereitschaft zeigt, dir zuzuhören – zu wissen was dich drückt!

„Wo ist dein Bruder, mein Sohn? – Was geht mich das an, Herr! Ich habe meine eigene Problemen!“

Einen Teil meiner Jugendgruppe
die ganze Manschaft ;)

Letztendlich hat die Spendensuchaktion uns insgesamt 2000 Bs (ca. 220 €) und etwa 30 Säckchen Kleider gebracht… Eine sehr produktive Tätigkeit!!! Neben diese Aktion habe ich die Jugendlichen in einem Treffen auch über die Arbeit mit Behinderten vorbereitet, durch einen Resümee über verschiedene Behinderungen (als Theorie) und durch meine eigene Praxiserfahrungen, die ich gemacht habe, als ich Kinder und Jugendlichen aus dem Verein „Gemeinsam-Leben-Gemeinsam-Lernen“  mitbetreut habe. Selbstverständlich gab es auch eine spirituelle Vorbereitung, denn ohne die Gnade Gottes können wir nichts bewirken! Also habe ich in der Kapelle unseren Patres am Freitag den 10. einen Wortgottesdienst (mit den 20 Jugendlichen die mitgemacht haben) vorbereitet, der den zwei Gruppen die Präsenz und Begleitschaft Gottes verdeutlichen soll und die Nächstenliebe und nicht die „Compasion“ (Mitgefühl) in ihren Herzen erwecken soll.
Mit dieser Vorbereitung und mit den Gaben, die uns die Gemeinden gespendet haben, sind wir (21) mit einem Kleinbus dahin gefahren und den Samstag (11. Februar) von 8:00 Uhr bis um 16:00 Uhr mit den Behinderten verbracht. Es waren 8 Stunden voll mit berührenden und manchmal mühsamen Erfahrungen, die meine Jugendlichen sehr erfreut haben, sodass die gleich nach dem nächsten Termin gefragt haben! :D sehr lustig!
Es hat mir sehr viel Freude gemacht, zu sehen, wie begeistert und offenherzig „meine Kids“ mit den Behinderten umgegangen sind. Als wir dann um 18:00 Uhr erschöpft im Pfarrzentrum angekommen sind, habe ich es noch geschafft die Kids zu motivieren, Pizza gemeinsam zu backen und eine Runde Fußball zu spielen. Ein Lob an dem lebendigen Geist meiner Kids!!! Ich kam dann um 23:00 Uhr Heim und muss zugeben, dass ich sehr fertig war! Aber sehr glücklich und zufrieden, dass das ganze Projekt gelungen ist!!! „Lob sei dem Herrn in Ewigkeit!“

So werden wir jetzt antworten können: „Herr, mein Bruder ist hier mit mir und uns geht es gut!“
Es wäre sehr viel mehr zu schreiben, aber dass lasse ich für das persönliche Gespräch mit denen die Interesse an solche Erfahrungen und Eindrücke haben.



Ganz liebe Grüße aus Santa Cruz de la Sierra an alle LeserInnen!!!
 
Gott segne und begleite Euch!
Janko ;)

P.S.: es gebt keine Fotos mit uns und den Behinderten, da uns das Heim keine Lizenz zu fotografieren geben wollte!!! :(schade...

Montag, 2. Januar 2012

Weihnachten und Neujahr in Bolivien

„Die Geburt Jesu in Bethlehem ist keine einmalige Geschichte, sondern ein Geschenk, das immer bleibt“ (M. Luther), ein Geschenk auf dem wir uns freuen und gleichzeitig feiern dürfen! Ja, wir freuen uns auf und feiern die Liebe Gottes. Das ist es (die uns geschenkte Liebe Gottes) was Weihnachten ausmacht – die Essenz, die hinter dem weihnachtlichen Duft steckt. 


An sich können Weihnachten in noch schöneren und tiefsinnigeren Wörter definiert und mit einem hochtheologischen Wortschatz umrahmt werden, wenn aber das Äußere (die Natur, die Umgebung) dies in uns nicht verinnerlicht, dann bleiben die Wörter klanglos. Dies habe ich empfunden als ich Weihnachten bei 34º Hitze feiern dürfte. Es fing schon mit dem Advent an, die Zeit, in der jeder sich auf das kommende Fest vorbereiten soll. An dem ersten Adventssonntag ging ich mit dem älteren Pater (Bernardo) zum Gottesdienst in einer Kapelle und war überrascht als ich den Adventskranz auf dem Altar sah… „Seltsam (dachte ich mir), dass der Advent schon da ist und ich Garnichts davon gespürt habe.“ 

Den kommenden Tagen/Wochen habe ich zwar fleißig bei den Vorbereitungen geholfen, war immer irgendwie dem Weihnachtsgefühl fremd. Und so blieb es leider die ganze Zeit, auch wenn der Adventskranz an den Sonntagen mich daran immer Aufmerksam gemacht hat. Ja, ich habe sogar in der letzten Adventswoche Plätzchen (meine ersten Zimtsternchen und Kokosmakronen) gebacken, damit ich zumindest den Weihnachtsgeschmack spüre – hoffnungslos! 

 
Am 24. haben wir (die Patres und ich) zusammen mit 3 Ordensschwestern und eine MaZ-lerin gemeinsam bei uns das Mittagessen genossen. Es gab slowakische, polnische und deutsche (meine Plätzchen) Spezialitäten. Es war eine sehr angenehme und freudevolle Mahlzeit. Nach dem reichen Mahl habe ich einen Augenblick Siesta gehalten und danach fing es mit den letzten Vorbereitungen an (wobei ich zwischen der Pfarrei und eine unsere Filiale rumspringen durfte). Es war eine sehr angespannte Zeit und als ich nach dem Gottesdienst um 20:00 Uhr heimkam (gegen 22:00 Uhr), musste feststellen, dass meine Weihnachten eigentlich traurig waren. Ich konnte das Fest immer noch nicht wahrnehmen und meine Seele war irgendwo vereist, in der Hoffnung zu dem Abendmahl meiner Familie anzukommen. Es waren die ersten Weihnachten, wo ich nicht das traditionelle Abendbrot (vor dem Gottesdienst am 24.) mit meinen Eltern und meinem Bruder genießen konnte. Es waren die ersten Weihnachten, die für mich kein Familienfest waren. In dem Augenblick musste ich an die vielen Menschen, die verlassen und einsam sind, denken und mit ihnen den Blick gen Himmel richten und fragen, wo die Chöre der Engeln seien? Das einzige was mir in diesen Tagen etwas von dem Weihnachten spüren ließ, war das Gespräch mit einer „catequista“ unserer Pfarrei, als wir dann am Sonntag zusammen gegessen haben.
Weihnachten so zu feiern, war an sich eine hilfsreiche Erfahrung, die mich darauf Aufmerksam gemacht hat, das Fest ernsthafter zu nehmen und mich nicht so leicht von dem Äußeren in der Feierlichkeit hineinziehen zu lassen, im Sinne von „mit dem Strom schwimmen“. Es muss die innere Bereitschaft vorhanden sein, damit dieses Geschenk Gottes wirklich wahrgenommen wird.  Und diese innere Bereitschaft muss in der Adventszeit erworben werden, durch Augenblicke der Stille und Besinnung. Ohne diese Bereitschaft wirst du einer von den vielen von uns verlassenen sein, die gen Himmel schauen und die singenden Engeln suchen, wobei das kleine Kindlein mit seiner Krippe vor uns liegt und uns liebevoll anschaut, wartend dass wir Ihn wahrnehmen. 

„O wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück! Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück.“( Friedrich Rückert) Das Neujahr außerhalb der Familie zu feiern war für mich nichts Neues, da ich in den letzten 6 Jahren Silvester immer mit Freunde und manchmal auch Unbekannte weit weg von Zuhause gefeiert habe.
Silvester heißt für mich erstmal Abends den Gottesdienst besuchen, Gott für das alte Jahr danken und das neue unter seinem Segen empfangen, und danach die letzte und erste Party feiern mit Tanzen, Essen und Freudigkeit :D Selbstverständlich ist dann am nächsten Tag (auch wenn etwas hart) den Gottesdienst zu besuchen. Etwas Unangenehmes war es dieses Jahr, die Unsicherheit was die Feierlichkeit an sich angeht. Ich wusste bis Freitagabend immer noch nicht, wo ich am Samstagabend feiern werde. Dann ein Wunder: der Ort und die Party wurden um 23:00 Uhr bestätigt und konnte herzensfroh schlaffen gehen. Die ganze Freude verging mir, als ich um 14:00 Uhr Samstag nachmittags ein Telefonat bekommen habe und erfahren musste, dass die Party annulliert wurde, weil die Organisatoren keine Lust mehr hatten. Manchmal habe ich das Gefühl, dass dies in Bolivien etwas Allgemeines ist, das man nicht so richtig sicher sein kann, ob eine Veranstaltung richtig auch stattfinden wird. Auf jeden Fall musste danach viel rumtelefoniert bis ich eine neue Party gefunden habe – es war die Feier einer Bekannte, in dem Haus ihrer Großeltern, mit etwa 40 Gäste. Hier habe ich Silvester gefeiert mit vielem Tanz und „churasco“ (gegrilltes Fleisch vom Rind, Schwein usw.), sodass ich sehr früh heimgekommen bin und auch fast gleich mit dem Pater Bernardo um 8:00 Uhr zum Gottesdienst gefahren bin. 

Zum Mittagessen waren wir eingeladen zu den Schwestern und danach war ich mit einigen Jugendlichen zu Besuch in einem Heim für Geistig- und Körperlichbehinderte Menschen. In diesem Zentrum möchte ich ein Freiwilligendienst mit einigen Jugendlichen anfangen, in dem wir einmal in der Woche hingehen und mithelfen bei der Betreuung unseren Brüdern und Schwestern. Ich hoffe nur, dass ich zumindest einige Jugendliche dafür gewinnen werde.  

 
 Dann hier würde ich erstmal Punkt setzen und allen LeserInnen ein Jahr voller Hoffnung, Friede und Liebe wünschen; das Ganze unter dem Segen Gottes!

Saludos y abrazos desde Santa Cruz de la Sierra,
Janko

Donnerstag, 10. November 2011


Raus aus der Normalität!!! Warum soll alles so verlaufen, wie geplant?
Es kann auch anders sein! – Leider…

Nachdem ich die Papiere für meine Aufenthaltserlaubnis für das MaZ-Jahr abgegeben habe, war ich innerlich schon quasi „eingebürgert“. Die Tage verliefen sorglos vor sich hin, mit dem Sprachunterricht vormittags und den verschiedensten Terminen am Abend. Freitags und samstags waren die Tagen, wo ich mehr Zeit mit den Freunden verbringen konnte – sie mussten nicht mehr arbeiten und auch keine Vorlesungen besuchen. Ich war auf dem langsamen Weg der Inkulturalisierung. 

Das ganze änderte sich innerhalb von par Tagen, nachdem ich zu meinem Erstaunen erfahren musste, dass ich für das Jahr keine Aufenthaltserlaubnis bekomme und dass ich drei Wochen schon illegal in Bolivien war. Also machte ich mich schnell auf dem Weg mir ein Ticket nach Paraguay zu besorgen, um schnellstmöglich zu verreisen, damit ich nicht vom Interpol erwischt werde und dann noch einen Einreiseverbot nach Bolivien zu bekommen. Mein Glück währe in dem Sinne am Bus-Terminal fast ausgegangen, als ich vom Interpol (wegen einer Kontrol-Routine) angesprochen wurde, wenn ein Pater nicht mit mir gewesen wäre und mich aus dieser Situation gerettet hätte … Da fühlte ich mich wie ein Kaninchen der von Wölfen umkreist wurde!!! Mein armes Herzchen!

Die Busfahrt – ein Erlebnis für sich… Wir sind um 20:30 Uhr von Santa Cruz losgefahren (mit einer Stunde Verspätung, wegen Interpol!) mit dem Ziel um spätestens 15:00 Uhr Ortszeit in Asunción (Paraguay) anzukommen. Nachdem wir die letzte Zollkontrolle in Bolivien verlassen hatten und ich die 340 Bs Straffe bezahlt habe, waren wir immer noch auf dem Weg nach Asunción, als um 7:00 Uhr morgens in der Wüste Boliviens unser Bus sein Geist aufgegeben hatL. Die drei Chauffeuren haben sich dann auch schnell an die Arbeit gemacht (rumzuschrauben) und irgendwann haben es festgestellt, dass der Bus eigentlich kein Öl mehr hatte. Also mussten wir auf einen Wunder warten, dass es ein Auto (durch die Wüste) mit extra Öl dabei mal vorbeifährt, um uns aus dieser Lage zu helfen. Das Schlimmste dabei war, dass es zwischen den Sträuchern gar kein Netzempfang gibt: also dem Schicksal übergeben… Zum Glück kam nach drei Stunden einen anderen Bus vorbei, der etwas Öl übrig hatte und uns „erretten“ konnte. So konnten wir weiterfahren und immer wieder von der Polizei Mittel in der Pampa uns kontrollieren lassen, bis wir letztendlich mit 8 Stunden! Verspätungen nach Asunción kamen. Unsere Reise von Punkt A nach Punkt B = 28 Stunden – für eine Strecke, die man in Europa in 12 machen kann.

Das erste was ich hier gemacht habe, war duschen und ausschlaffen. Den folgenden Tag habe ich bei der Polizei und beim Konsulat verbracht, wo ich letztendlich auch mein Pass zurücklassen müsste um das Visum zu bekommen, das mich aus der Not rausholen soll.



Heute (04.11.) war ich wieder beim bolivianischen Konsulat in Asunción, diesmal aber um meinen Pass mit dem Richtigen Visum abzuholen. Nachdem ich weitere zwei Stunden auf dem Konsul gewartet habe, damit er endlich meinen Pass stempelt, konnte ich herzensfroh mit dem ersten Bus mal ins Zentrum fahren, um einige Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, der als „Madre de ciudades, cuna de la libertad americana“ (Mutter der Städte, Ursprung der amerikanischen Freiheit) genannt wird, zu besichtigen. Dafür dass ich keinen Reiseführer dabei hatte und auch kein Plan wo das Zentrum zu finden ist, konnte am Ende doch recht viel besichtigen: die Kathedrale, das „Panteón de los Héroes“ und „Oratorio de la Virgen de la Asunción“, die „Iglesia de la Encarnación“ und viele Parken und wichtige Gebäude. Es war sehr schön trotz der 37º im Schatten und der brennenden Sonne. 


 Ja, Asunción hat einigen Ecken, wo man die Kunst bewundern, etwas Ruhe finden und frische Luft einatmen kann. 

Nach dieser kurzen Besichtigung wollte ich dann wieder zu den „Steyler“ fahren. Das Problem war, dass ich keine Ahnung hatte welche Bus-Linie mich dahin fahren konnte, da ich direkt vom Konsulat ins Zentrum gefahren bin. Dabei erinnerte ich mich an einem Gespräch mit der Haushälterin, die mir erklärte, dass die Linie 30 mich von unserem Haus bis ins Zentrum fahren würde. Dabei erfreute mich diese Erinnerung, denn logischer weise die gleiche Linie muss auch die Rückfahrt gewährleisten. Also nahm ich die Linie 30 und … endete in einem Nachbarort (einem „pueblito“) von Asunción!!! L Von hieraus musste ich eine neue Linie suchen, da ich der Linie 30 nicht mehr trauen konnte… Das Problem war, dass ich eigentlich nicht wusste wo ich hin musste. Ich wusste die Straße, aber nicht den Stadtviertel oder einen wichtigen Punkt in der Nähe. So nahm ich den ersten Bus, der nicht die Nummer 30 trug, und fuhr bis ich mich an die Gebäude wieder orientieren konnte, wo ich dann ausstieg und eine gute Stunde noch gelaufen bin, bis ich erschöpft und verdurstet unser Haus fand. Beim erzählen der Geschichte an die Patres, musste ich verblüfft feststellen, dass es mehrere Linie 30 gibt, da es mehreren Firmen gibt, die den Busverkehr betreiben L … Man war das hart!!!

Jetzt, wo ich schreibe (10.11.), bin ich wieder in Santa Cruz in meiner Wohnung und freue mich wieder hier zu sein. Mein Visum habe ich jetzt bekommen (mit einer Gültigkeit von 30 Tagen) und habe schon mein Pass abgegeben, um die Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, damit ich in Ruhe anfangen kann, einen Projekt mit den Jugendlichen auf die Beine zu kriegen. Über die spannende Rückreise von Asunción nach Santa Cruz (30 St), werde ich lieber bei einem Gläschen Wein erzählen. 

Mit der Hoffnung auf einem ruhigeren Verlauf meiner MaZ – Zeit grüße ich herzlich alle LeserInnen.

Saludos y abrazos desde Santa Cruz de la Sierra,
Janko