Donnerstag, 10. November 2011


Raus aus der Normalität!!! Warum soll alles so verlaufen, wie geplant?
Es kann auch anders sein! – Leider…

Nachdem ich die Papiere für meine Aufenthaltserlaubnis für das MaZ-Jahr abgegeben habe, war ich innerlich schon quasi „eingebürgert“. Die Tage verliefen sorglos vor sich hin, mit dem Sprachunterricht vormittags und den verschiedensten Terminen am Abend. Freitags und samstags waren die Tagen, wo ich mehr Zeit mit den Freunden verbringen konnte – sie mussten nicht mehr arbeiten und auch keine Vorlesungen besuchen. Ich war auf dem langsamen Weg der Inkulturalisierung. 

Das ganze änderte sich innerhalb von par Tagen, nachdem ich zu meinem Erstaunen erfahren musste, dass ich für das Jahr keine Aufenthaltserlaubnis bekomme und dass ich drei Wochen schon illegal in Bolivien war. Also machte ich mich schnell auf dem Weg mir ein Ticket nach Paraguay zu besorgen, um schnellstmöglich zu verreisen, damit ich nicht vom Interpol erwischt werde und dann noch einen Einreiseverbot nach Bolivien zu bekommen. Mein Glück währe in dem Sinne am Bus-Terminal fast ausgegangen, als ich vom Interpol (wegen einer Kontrol-Routine) angesprochen wurde, wenn ein Pater nicht mit mir gewesen wäre und mich aus dieser Situation gerettet hätte … Da fühlte ich mich wie ein Kaninchen der von Wölfen umkreist wurde!!! Mein armes Herzchen!

Die Busfahrt – ein Erlebnis für sich… Wir sind um 20:30 Uhr von Santa Cruz losgefahren (mit einer Stunde Verspätung, wegen Interpol!) mit dem Ziel um spätestens 15:00 Uhr Ortszeit in Asunción (Paraguay) anzukommen. Nachdem wir die letzte Zollkontrolle in Bolivien verlassen hatten und ich die 340 Bs Straffe bezahlt habe, waren wir immer noch auf dem Weg nach Asunción, als um 7:00 Uhr morgens in der Wüste Boliviens unser Bus sein Geist aufgegeben hatL. Die drei Chauffeuren haben sich dann auch schnell an die Arbeit gemacht (rumzuschrauben) und irgendwann haben es festgestellt, dass der Bus eigentlich kein Öl mehr hatte. Also mussten wir auf einen Wunder warten, dass es ein Auto (durch die Wüste) mit extra Öl dabei mal vorbeifährt, um uns aus dieser Lage zu helfen. Das Schlimmste dabei war, dass es zwischen den Sträuchern gar kein Netzempfang gibt: also dem Schicksal übergeben… Zum Glück kam nach drei Stunden einen anderen Bus vorbei, der etwas Öl übrig hatte und uns „erretten“ konnte. So konnten wir weiterfahren und immer wieder von der Polizei Mittel in der Pampa uns kontrollieren lassen, bis wir letztendlich mit 8 Stunden! Verspätungen nach Asunción kamen. Unsere Reise von Punkt A nach Punkt B = 28 Stunden – für eine Strecke, die man in Europa in 12 machen kann.

Das erste was ich hier gemacht habe, war duschen und ausschlaffen. Den folgenden Tag habe ich bei der Polizei und beim Konsulat verbracht, wo ich letztendlich auch mein Pass zurücklassen müsste um das Visum zu bekommen, das mich aus der Not rausholen soll.



Heute (04.11.) war ich wieder beim bolivianischen Konsulat in Asunción, diesmal aber um meinen Pass mit dem Richtigen Visum abzuholen. Nachdem ich weitere zwei Stunden auf dem Konsul gewartet habe, damit er endlich meinen Pass stempelt, konnte ich herzensfroh mit dem ersten Bus mal ins Zentrum fahren, um einige Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, der als „Madre de ciudades, cuna de la libertad americana“ (Mutter der Städte, Ursprung der amerikanischen Freiheit) genannt wird, zu besichtigen. Dafür dass ich keinen Reiseführer dabei hatte und auch kein Plan wo das Zentrum zu finden ist, konnte am Ende doch recht viel besichtigen: die Kathedrale, das „Panteón de los Héroes“ und „Oratorio de la Virgen de la Asunción“, die „Iglesia de la Encarnación“ und viele Parken und wichtige Gebäude. Es war sehr schön trotz der 37º im Schatten und der brennenden Sonne. 


 Ja, Asunción hat einigen Ecken, wo man die Kunst bewundern, etwas Ruhe finden und frische Luft einatmen kann. 

Nach dieser kurzen Besichtigung wollte ich dann wieder zu den „Steyler“ fahren. Das Problem war, dass ich keine Ahnung hatte welche Bus-Linie mich dahin fahren konnte, da ich direkt vom Konsulat ins Zentrum gefahren bin. Dabei erinnerte ich mich an einem Gespräch mit der Haushälterin, die mir erklärte, dass die Linie 30 mich von unserem Haus bis ins Zentrum fahren würde. Dabei erfreute mich diese Erinnerung, denn logischer weise die gleiche Linie muss auch die Rückfahrt gewährleisten. Also nahm ich die Linie 30 und … endete in einem Nachbarort (einem „pueblito“) von Asunción!!! L Von hieraus musste ich eine neue Linie suchen, da ich der Linie 30 nicht mehr trauen konnte… Das Problem war, dass ich eigentlich nicht wusste wo ich hin musste. Ich wusste die Straße, aber nicht den Stadtviertel oder einen wichtigen Punkt in der Nähe. So nahm ich den ersten Bus, der nicht die Nummer 30 trug, und fuhr bis ich mich an die Gebäude wieder orientieren konnte, wo ich dann ausstieg und eine gute Stunde noch gelaufen bin, bis ich erschöpft und verdurstet unser Haus fand. Beim erzählen der Geschichte an die Patres, musste ich verblüfft feststellen, dass es mehrere Linie 30 gibt, da es mehreren Firmen gibt, die den Busverkehr betreiben L … Man war das hart!!!

Jetzt, wo ich schreibe (10.11.), bin ich wieder in Santa Cruz in meiner Wohnung und freue mich wieder hier zu sein. Mein Visum habe ich jetzt bekommen (mit einer Gültigkeit von 30 Tagen) und habe schon mein Pass abgegeben, um die Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, damit ich in Ruhe anfangen kann, einen Projekt mit den Jugendlichen auf die Beine zu kriegen. Über die spannende Rückreise von Asunción nach Santa Cruz (30 St), werde ich lieber bei einem Gläschen Wein erzählen. 

Mit der Hoffnung auf einem ruhigeren Verlauf meiner MaZ – Zeit grüße ich herzlich alle LeserInnen.

Saludos y abrazos desde Santa Cruz de la Sierra,
Janko