Montag, 13. Februar 2012

„Da sagte der Herr: Wo ist dein Bruder Abel? Er antwortete: Ich weiß es nicht. Bin ich denn der Hüter meines Bruders?“

Mein erstes Projekt begann mit diesem Dialog aus dem Buch Genesis 4, als ich das Heim „Teresa de los Andes“ in Cotoca (eine kleine Stadt 20 Km von Santa Cruz entfernt) besuchte. Nach diesem Besuch (1. Januar) überlegte ich ein Projekt zu starten, wodurch Jungendliche aus der Pfarrei als Freiwillige mit geistig- und körperlichbehinderten Kindern bzw. Jugendlichen in diesem Heim arbeiten sollen. Dabei wollte ich gleichzeitig eine finanzielle Hilfe für das Heim organisieren. Leider musste ich eine Weile warten, bis die „Festtagen“ vorbei waren und mir die Leitung der Jugendgruppe aus meiner Pfarrei übergeben wurde. So haben wir (meine Gruppe und die Gruppe aus einer Filial-Kapelle, die ich „mitbetreue“) vor etwa 3 Wochen angefangen an dem Projekt zu arbeiten. Wir haben angefangen Plakaten und aus verschiedenen Behältern kleine Almosen-Kästchen herzustellen. Eins mit diesen bewaffnet, sind wir jeden Tag durch unseren Viertel gelaufen und haben in jedem „Haus“ (manchmal sind es nur einfache Blechbuden) nach einem Boliviano oder einem Kleidungstück gefragt. Ich muss zugeben, dass es mir öfters schwer fiel, bei Familien, die nichts hatten, um Almosen zu betteln. Dabei waren diese Familien, die uns mit einem fröhlichen Herz empfingen und uns sogar ihren letzten 50 Centauos gaben. Auf die andere Seite müssten wir es erleben, wie uns relativ wohlhabende Familien (die eine sehr kleine Minderheit bilden) abgewiesen uns schimpfend „weggejagt“ haben. Ja, Erfahrungen die uns in dem Alltag jedes Bettlers versetzt haben und uns ein Gespür dafür gaben, was es heißt, wenn dein Bruder nicht mal die Bereitschaft zeigt, dir zuzuhören – zu wissen was dich drückt!

„Wo ist dein Bruder, mein Sohn? – Was geht mich das an, Herr! Ich habe meine eigene Problemen!“

Einen Teil meiner Jugendgruppe
die ganze Manschaft ;)

Letztendlich hat die Spendensuchaktion uns insgesamt 2000 Bs (ca. 220 €) und etwa 30 Säckchen Kleider gebracht… Eine sehr produktive Tätigkeit!!! Neben diese Aktion habe ich die Jugendlichen in einem Treffen auch über die Arbeit mit Behinderten vorbereitet, durch einen Resümee über verschiedene Behinderungen (als Theorie) und durch meine eigene Praxiserfahrungen, die ich gemacht habe, als ich Kinder und Jugendlichen aus dem Verein „Gemeinsam-Leben-Gemeinsam-Lernen“  mitbetreut habe. Selbstverständlich gab es auch eine spirituelle Vorbereitung, denn ohne die Gnade Gottes können wir nichts bewirken! Also habe ich in der Kapelle unseren Patres am Freitag den 10. einen Wortgottesdienst (mit den 20 Jugendlichen die mitgemacht haben) vorbereitet, der den zwei Gruppen die Präsenz und Begleitschaft Gottes verdeutlichen soll und die Nächstenliebe und nicht die „Compasion“ (Mitgefühl) in ihren Herzen erwecken soll.
Mit dieser Vorbereitung und mit den Gaben, die uns die Gemeinden gespendet haben, sind wir (21) mit einem Kleinbus dahin gefahren und den Samstag (11. Februar) von 8:00 Uhr bis um 16:00 Uhr mit den Behinderten verbracht. Es waren 8 Stunden voll mit berührenden und manchmal mühsamen Erfahrungen, die meine Jugendlichen sehr erfreut haben, sodass die gleich nach dem nächsten Termin gefragt haben! :D sehr lustig!
Es hat mir sehr viel Freude gemacht, zu sehen, wie begeistert und offenherzig „meine Kids“ mit den Behinderten umgegangen sind. Als wir dann um 18:00 Uhr erschöpft im Pfarrzentrum angekommen sind, habe ich es noch geschafft die Kids zu motivieren, Pizza gemeinsam zu backen und eine Runde Fußball zu spielen. Ein Lob an dem lebendigen Geist meiner Kids!!! Ich kam dann um 23:00 Uhr Heim und muss zugeben, dass ich sehr fertig war! Aber sehr glücklich und zufrieden, dass das ganze Projekt gelungen ist!!! „Lob sei dem Herrn in Ewigkeit!“

So werden wir jetzt antworten können: „Herr, mein Bruder ist hier mit mir und uns geht es gut!“
Es wäre sehr viel mehr zu schreiben, aber dass lasse ich für das persönliche Gespräch mit denen die Interesse an solche Erfahrungen und Eindrücke haben.



Ganz liebe Grüße aus Santa Cruz de la Sierra an alle LeserInnen!!!
 
Gott segne und begleite Euch!
Janko ;)

P.S.: es gebt keine Fotos mit uns und den Behinderten, da uns das Heim keine Lizenz zu fotografieren geben wollte!!! :(schade...