Weihnachten und
Neujahr in Bolivien
„Die Geburt Jesu in
Bethlehem ist keine einmalige Geschichte, sondern ein Geschenk, das immer
bleibt“ (M. Luther), ein Geschenk auf dem wir uns freuen und gleichzeitig
feiern dürfen! Ja, wir freuen uns auf und feiern die Liebe Gottes. Das ist es (die
uns geschenkte Liebe Gottes) was Weihnachten ausmacht – die Essenz, die hinter dem
weihnachtlichen Duft steckt.
An sich können Weihnachten in noch schöneren und
tiefsinnigeren Wörter definiert und mit einem hochtheologischen Wortschatz
umrahmt werden, wenn aber das Äußere (die Natur, die Umgebung) dies in uns
nicht verinnerlicht, dann bleiben die Wörter klanglos. Dies habe ich empfunden
als ich Weihnachten bei 34º
Hitze feiern dürfte. Es fing schon mit dem Advent an, die Zeit, in der jeder
sich auf das kommende Fest vorbereiten soll. An dem ersten Adventssonntag ging
ich mit dem älteren Pater (Bernardo) zum Gottesdienst in einer Kapelle und war
überrascht als ich den Adventskranz auf dem Altar sah… „Seltsam (dachte ich
mir), dass der Advent schon da ist und ich Garnichts davon gespürt habe.“
Den
kommenden Tagen/Wochen habe ich zwar fleißig bei den Vorbereitungen geholfen,
war immer irgendwie dem Weihnachtsgefühl fremd. Und so blieb es leider die
ganze Zeit, auch wenn der Adventskranz an den Sonntagen mich daran immer
Aufmerksam gemacht hat. Ja, ich habe sogar in der letzten Adventswoche
Plätzchen (meine ersten Zimtsternchen und Kokosmakronen) gebacken, damit ich zumindest
den Weihnachtsgeschmack spüre – hoffnungslos!
Am 24. haben wir (die Patres und
ich) zusammen mit 3 Ordensschwestern und eine MaZ-lerin gemeinsam bei uns das
Mittagessen genossen. Es gab slowakische, polnische und deutsche (meine
Plätzchen) Spezialitäten. Es war eine sehr angenehme und freudevolle Mahlzeit.
Nach dem reichen Mahl habe ich einen Augenblick Siesta gehalten und danach fing
es mit den letzten Vorbereitungen an (wobei ich zwischen der Pfarrei und eine
unsere Filiale rumspringen durfte). Es war eine sehr angespannte Zeit und als
ich nach dem Gottesdienst um 20:00 Uhr heimkam (gegen 22:00 Uhr), musste
feststellen, dass meine Weihnachten eigentlich traurig waren. Ich konnte das
Fest immer noch nicht wahrnehmen und meine Seele war irgendwo vereist, in der
Hoffnung zu dem Abendmahl meiner Familie anzukommen. Es waren die ersten
Weihnachten, wo ich nicht das traditionelle Abendbrot (vor dem Gottesdienst am
24.) mit meinen Eltern und meinem Bruder genießen konnte. Es waren die ersten
Weihnachten, die für mich kein Familienfest waren. In dem Augenblick musste ich
an die vielen Menschen, die verlassen und einsam sind, denken und mit ihnen den
Blick gen Himmel richten und fragen, wo die Chöre der Engeln seien? Das einzige
was mir in diesen Tagen etwas von dem Weihnachten spüren ließ, war das Gespräch
mit einer „catequista“ unserer Pfarrei, als wir dann am Sonntag zusammen
gegessen haben.
Weihnachten so zu feiern, war an sich eine hilfsreiche
Erfahrung, die mich darauf Aufmerksam gemacht hat, das Fest ernsthafter zu
nehmen und mich nicht so leicht von dem Äußeren in der Feierlichkeit
hineinziehen zu lassen, im Sinne von „mit dem Strom schwimmen“. Es muss die
innere Bereitschaft vorhanden sein, damit dieses Geschenk Gottes wirklich
wahrgenommen wird. Und diese innere Bereitschaft
muss in der Adventszeit erworben werden, durch Augenblicke der Stille und
Besinnung. Ohne diese Bereitschaft wirst du einer von den vielen von uns
verlassenen sein, die gen Himmel schauen und die singenden Engeln suchen, wobei
das kleine Kindlein mit seiner Krippe vor uns liegt und uns liebevoll anschaut,
wartend dass wir Ihn wahrnehmen.
„O wünsche nichts
vorbei und wünsche nichts zurück! Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück.“(
Friedrich Rückert) Das Neujahr außerhalb der Familie zu feiern war für mich
nichts Neues, da ich in den letzten 6 Jahren Silvester immer mit Freunde und
manchmal auch Unbekannte weit weg von Zuhause gefeiert habe.
Silvester heißt für mich erstmal Abends den Gottesdienst
besuchen, Gott für das alte Jahr danken und das neue unter seinem Segen
empfangen, und danach die letzte und erste Party feiern mit Tanzen, Essen und
Freudigkeit :D Selbstverständlich ist dann am nächsten Tag (auch wenn etwas
hart) den Gottesdienst zu besuchen. Etwas Unangenehmes war es dieses Jahr, die
Unsicherheit was die Feierlichkeit an sich angeht. Ich wusste bis Freitagabend
immer noch nicht, wo ich am Samstagabend feiern werde. Dann ein Wunder: der Ort
und die Party wurden um 23:00 Uhr bestätigt und konnte herzensfroh schlaffen
gehen. Die ganze Freude verging mir, als ich um 14:00 Uhr Samstag nachmittags
ein Telefonat bekommen habe und erfahren musste, dass die Party annulliert
wurde, weil die Organisatoren keine Lust mehr hatten. Manchmal habe ich das
Gefühl, dass dies in Bolivien etwas Allgemeines ist, das man nicht so richtig
sicher sein kann, ob eine Veranstaltung richtig auch stattfinden wird. Auf
jeden Fall musste danach viel rumtelefoniert bis ich eine neue Party gefunden
habe – es war die Feier einer Bekannte, in dem Haus ihrer Großeltern, mit etwa
40 Gäste. Hier habe ich Silvester gefeiert mit vielem Tanz und „churasco“
(gegrilltes Fleisch vom Rind, Schwein usw.), sodass ich sehr früh heimgekommen
bin und auch fast gleich mit dem Pater Bernardo um 8:00 Uhr zum Gottesdienst
gefahren bin.
Zum Mittagessen waren wir eingeladen zu den Schwestern und danach
war ich mit einigen Jugendlichen zu Besuch in einem Heim für Geistig- und
Körperlichbehinderte Menschen. In diesem Zentrum möchte ich ein
Freiwilligendienst mit einigen Jugendlichen anfangen, in dem wir einmal in der
Woche hingehen und mithelfen bei der Betreuung unseren Brüdern und Schwestern.
Ich hoffe nur, dass ich zumindest einige Jugendliche dafür gewinnen werde.
Dann hier würde ich erstmal Punkt setzen und allen
LeserInnen ein Jahr voller Hoffnung, Friede und Liebe wünschen; das Ganze unter
dem Segen Gottes!
Saludos y
abrazos desde Santa Cruz de la Sierra,
Janko
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